11 giugno 2008

Burundi, la stazione dei mille dialoghi

Dal 2 a 4 giugno la Deutsche Welle ha organizzato a Bonn il suo Global Media Forum. Ottocento delegati di 84 nazioni hanno discusso di "Media in peacebuilding and conflict prevention", ossia sul ruolo dei media nella prevenzione della guerra. Una questione molto importante, per un evento che ha offerto la rara opportunità di venire in contatto con tante iniziative mediatiche mirate a promuovere il dialogo tra gruppi etnici e fazioni politiche.
Su questo lungo articolo apparso su Netzeitung viene descritto l'intervento di Search for a Common Ground, una ONG attiva in Africa e in altre aree con i suoi progetti che cercano di stabilire nuovi punti di contatto tra gruppi in conflitto tra loro. SFCG ha scelto la radio, spiega NetZetung per scongiurare il rischio che il Burundi possa precipitare in un nuovo Rwanda, caratterizzato dallo stesso odio tra etnie Hutu e Tutsi. Il progetto ha preso corpo in una nuova stazione FM, Studio Ijambo che poi dato vita a una seconda stazione, Radio Isanganiro, fondata da un gruppo di giornalisti formatisi a Ijambo. Un tempo fu Radio Milles Collines a spargere odio in Rwanda. Oggi Studio Ijambo e Radio Isanganiro cercano di seminare la voglia di posare il machete e cominciare a parlare. Una storia bellissima, purtroppo scritta in tedesco (ma potete sempre usare Google per tradurla in inglese, vi posso assicurare che il senso si capisce tutto).

Radio gegen ein zweites Ruanda
10. Jun

Mitte der 90er Jahre wurde ein Radio in Ruanda zum Instrument der Mörder. Der Sender RTLM nannte die Namen der nächsten Opfer. Das Ehepaar Marks setzte dem Hass-Radio etwas entgegen, wie Matthias Funk berichtet.

John Marks und seine Frau Susan Collin Marks wissen was sie machen müssen, wenn sie vor großem Publikum reden. Das Paar steht an der Spitze einer Nichtregierungsorganisation (NGO), leitet eine Produktionsgesellschaft, John war Social Entrepreneur des Jahres, in der Szene der Nichtregierungsorganisationen haben sie einen großen Namen. In Bonn werfen sie sich auf dem Global Media Forum elegant die Bälle zu, zeigen Beispiele ihrer Arbeit - und bezirzen.
Aber auch Marks und Collin Marks wissen nicht immer gleich, was zu tun ist. Was soll man machen, wenn sich - wie in den 90er Jahren in Ruanda - Hutu und Tutsi metzeln? Wenn man selbst an der Spitze einer Nichtregierungsorganisation steht, die sich Search for Common Ground, also Suche nach Gemeinsamkeit, nennt? Wo hätte sich damals in Ruanda noch ein gemeinsamer Grund finden lassen? Und dann die Frage direkt ins Herz, die Frage eines Freundes: Warum tut Ihr da nicht irgendwas?

«Warum tut ihr da nichts, in Ruanda?

Auf der Konferenz in der Bundesstadt ging es in der vorigen Wochen um den Aufbau von Frieden und die Prävention von Gewalt und darum, welche Rolle Medien dabei spielen können. Praktiker, Forscher und Geldgeber kommen zusammen. Es ist auch eine Messe. Immerhin, dem Bereich wird in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. So engagiert sich die Weltbank etwa inzwischen stark.
Aber was hat Search for Common Ground damals getan, damals, als Bilder von knüppelnden und niedergeknüppelten Hutu und Tutsi um die Welt gingen, Bilder eines seltsamen Krieges am Ende des 20.Jahrhunderts? Während die industrialisierte Welt im Golfkrieg schon mit ferngesteuerten Waffen getötet hatte, setzten in dem afrikanischen Land die Menschen von Angesicht zu Angesicht den tödlichen Hieb an.

Gegen Hass-Radio wie in Ruanda

Die Antwort der Marks' auf die Frage des Freundes war Engagement in Burundi, im Nachbarland Ruandas. Auch dort lebten Hutu und Tutsi, es bestand die Gefahr, dass Burundi ein zweites Ruanda werden könnte. Es gab Gewalt wegen der unterschiedlichen ethnischen Zugehörigkeit und unterschiedlicher politischer Ansichten. Es bestand die Gefahr, dass Hutu und Tutsi sich auch dort metzeln. Search for Common Ground gründete in dieser Situation eine Radioproduktion.
Die Macht des Radios war bekannt, nicht zuletzt wegen der ruandischen Station Radio Televison Libre des Mille Collines (RTLM). Der Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda hat die Rolle von RTLM beim Anstacheln und sogar Dirigieren des Genozids an den Tutsi dokumentiert: Führende RTLM-Macher wurden wegen Genozids, Anstachelung zum Genozid und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Der Sender meldete, wer zu töten sei, und wo sich diese Personen aufhielten.

In Burundi waren die Hass-Medien Elite-Medien

In Burundi habe es zwar Hass-Zeitungen gegeben, berichtet Eva Palmans, die gerade ihre Dissertation über Medien in Krisenzeiten am Beispiel Burundis abschließt. Als Zeitungen seien sie aber vor allem in der Hauptstadt und unter der lokalen Elite verbreitet.
Radio hingegen war nach Schätzungen von mehr als vier Fünftel der Bevölkerung zu empfangen. Wenngleich ein Sender aus dem Ausland eine Zeitlang ins das Land hinein ausstrahlte, gab es doch zum Glück in Burundi selbst kein Hass-Radio, Die Marks wollten dafür sorgen, dass das so bleibt. Sie machten sich – mehr noch – daran, die Macht des Radios im positiven Sinne zu nutzen.
Das Projekt von Search for Common Ground heißt Studio Ijambo, ins deutsche Übersetzt «Studio Weise Worte». Das Charakteristikum: Die Redaktion war ethnisch-gemischt. Nie ging ein Hutu oder ein Tutsi allein los, immer recherchierten ein Hutu und ein Tutsi gemeinsam. Als Search for Common Ground die einheimischen Mitarbeiter anheuerte, machte es gleich klar: „Hier musst Du dem Journalismus dienen, nicht den Hutu oder den Tutsi“, erinnert sich Collin Marks in Bonn.

Dem Journalismus dienen, beide Seiten zeigen

Sie ist selbst Journalisten, war bei der Überwindung der südafrikanischen Apartheid aktiv. Sie unterstreicht das hierzulande Selbstverständliche, das in Burundi aber nicht selbstverständlich war. Zu Journalismus gehört eben, beide Seiden zu hören und die Aussagen beider Seiten auch zu senden.
Bis dahin war es meist so, dass die Hutu-Journalisten für ihr Hutu-Publikum über Tutsi-Grausamkeiten berichteten, berichtet das Paar. «Und umgekehrt genauso.» Plötzlich sei es um Werte wie Objektivität gegangen, darum, Glaubwürdigkeit zu gewinnen. «Wir haben das in Gang gebracht, um Hass-Journalismus etwas entgegenzusetzen.» Was setzten sie entgegen? «Das Gegenteil von Hass-Journalismus ist nicht Liebes-Journalismus», erläutert Marks. Er hält auch nichts von einem Begriff wie Friedensjournalismus, wie er in der Szene die Runde macht.

Wer andere Fragen stellt, erhält auch andere Antworten

Marks hat früher im diplomatischen Dienst der USA gearbeitet, dann aber aus Protest gegen den Vietnamkrieg gekündigt. Er wurde Friedensaktivist, Journalist und Buchautor. Marks spricht von konflikt-sensitiven Journalismus. Journalismus bleibe aber Journalismus. Seine Frau erläutert, es gehe nicht darum, den Journalismus aufzugeben, sondern darum, Journalist zu sein und seine Menschlichkeit zu leben.
Journalismus betont in der Regel die Differenzen: Der Search For Common Ground-Touch im Journalismus ist die Suche nach konstruktiven Aspekten, die Reporter sollen nicht nur die Verzweiflung zu zeigen. John Marks sagt: «Wir können andere Fragen stellen, dann erhalten wir auch andere Antworten.»

Neue Helden braucht das Land

Marks macht das an einem Beispiel deutlich, am Begriff des Helden. Früher waren diejenigen Helden, die für ihre ethnische Gruppe getötet haben. Indem Studio Ijambo bewusst andere Helden gesucht hat, hat es auch andere gefunden. Hutus, die das Leben von Tutsi gerettet haben, und Tutsi, die das Leben von Hutu gerettet haben. «Das war eine ganz neue Art von Heldenjournalismus.»
Die Marks nehmen selbstbewusst für ihre Arbeit in Anspruch, dass die neuen Fragen zu einer Umbelegung des Heldenbegriffs geführt hat. «Wir haben die politische Begrifflichkeit in Burundi geändert - ein Held war nun derjenige, der eines anderen Leben gerettet hatte.»

Hutu und Tutsi gemeinsam auf Recherche

Palmans bestätigt die Wirkung der Arbeit von Marks und Marks und ihrer Organisation für den Fall von Burundi. In der Tat hätten zunächst nur Hutu nur für Hutu berichtet, Tutsi nur für Tutsi. Plötzlich tauchten ein Hutu und ein Tutsi gemeinsam auf zum Recherchieren. Bis dahin konnte ein Hutu nicht in ein Tutsi-Viertel und umgekehrt, nun gewährten sie sich gegenseitig Schutz.
Das Ergebnis war erstaunlich: Am Anfang hatte das Berichten aus beiden Sichten – bei Studio Ijambo garantiert durch die gemischten Teams – verheerende Konsequenzen. Denn beide Gruppen schenkten dem Programm keinen Glauben, schildert Palmans die Ergebnisse ihrer Forschung. «Zuerst wurde Radio Ijambo von keiner Gruppe akzeptiert, weder bei den Hutu noch bei den Tutsi.» Aber das wandeltte sich, so die Wissenschaftlerin von der Universität Antwerpen, die vor Ort geforscht hat und viele der Ijambo-Journalisten kennt. «Es hat Zeit gebraucht, aber es hat sich geändert.»

Ziggy Marley unterstützt die Arbeit

Radio Ijambo blieb nicht das einzige Projekt in Burundi. Zu den Nachrichten von Ijambo, die an andere Kanäle verkauft wurden, weil Ijambo selbst keine Frequenz hatte, veranstalteten die Macher Treffen, auf denen die verschiedenen Ethnien ins Gespräch kommen sollten. Die eigene Produktionsgesellschaft Common Ground Productions entwickelte eine Soap Opera, auch das ein Mittel, das immer stärker in der Friedensarbeit eingesetzt wird. «Du must nicht nur den Kopf erreichen, sondern auch das Herz», sagt Marks. Ziggy Marley, der Sohn von Reggae-Ikone Bob Marley, und in Burundi selbst ein Vorbild der Jugend, stellte sich für einen Bekenntnis-Spot zur Verfügung.

Paradebeispiel nachhaltiger Medienzusammenarbeit

Studio Ijambo ist in der Entwicklungszusammenarbeit auf dem Mediensektor ein Paradebeispiel. In diesem Sektor ist Nachhaltigkeit ein noch größeres Problem als in anderen Bereichen der internationalen Zusammenarbeit. Radios werden gegründet, sie werden von Geberländern und –institutionen finanziert, Entwicklungshelfer bauen sie auf, Einheimische werden ausgebildet und arbeiten dort.
Aber meist gelingt es den Sendern nicht, auf eigenen Beinen zu stehen. Versiegt die Geldquelle in der Ersten Welt, verstummt auch der Sender in der Dritten. Ein Erfolg ist es dann schon, wenn die einheimischen Beschäftigten wieder in lokale Medien zurückfinden und ihre Fähigkeiten dort einsetzen können.

Radio Ijambo hat Maßstäbe gesetzt

Ijambo dagegen hat mehr erreicht, weil es unabhängig von seiner eigenen Existenz weiter wirkt. Ijambo hat Maßstäbe gesetzt: Auch später entstandene Privatstationen in Burundi haben die Ijambo-Standards übernommen, berichtet Palmans. Vor allem geht es um Ausgewogenheit. Aber auch darum, dass ganz normale Menschen zu Wort kommen. Auch das war neu, als Ijambo die Arbeit aufnahm, und es wurde von den Regierenden kritisch beäugt.
Palmans sagt, Search for Common Ground habe immer klar gemacht, dass nicht ewig Geld fließen würde. Am Anfang sei das aber kaum ernst genommen worden, 2007 schien noch so lange weg zu sein. Aber jüngst habe Ijambo eben über hundert Leute entlassen müssen. Einige Ijambo-Journalisten haben inzwischen einen neuen Sender gegründet, Radio Isanganiro.

Eine Journalistenkultur geprägt

Für den Erfolg von Search for Common Ground ist das alles aber gar nicht mehr wichtig, weil Ijambo Standards gesetzt hat. Es lässt sich wohl sagen, dass das Studio-Projekt der Brutkasten für eine neue nationale Journalistenkultur war.
Nachhaltigere Erfolge, als eine neue Kultur zu prägen, gibt es kaum.
Was die Nachhaltigkeit angeht, ist Ijambo in der Medienzusammenarbeit also die Ausnahme von der Regel. Aber das ist ja für den Journalismus gerade interessant. Übrigens, Palmans ist sich sicher, dass Studio Ijambo und die Journalisten vor Ort mindestens dazu beigetragen haben, dass Burundi kein zweites Ruanda wurde.


MEHR IM INTERNET
Search for Common Ground: Das Studio Ijambo-Projekt (engl.)
http://www.sfcg.org/programmes/burundi/burundi_studio.html
Das Urteil gegen drei RTLM-Macher (engl:)
http://69.94.11.53/ENGLISH/cases/Barayagwiza/judgement/Summary-Media.pdf
Universität Antwerpen: Eva Palmans
http://anet.ua.ac.be/acadbib/uae/32858
Studio Ijambo (frz.)
http://www.studioijambo.org/
Radio Isanganiro (frz.)
http://www.isanganiro.net/

MEHR IN DER NETZEITUNG
Ruanda gedenkt der Völkermord-Opfer
http://www.netzeitung.de/politik/ausland/280879.html
Ruandas Völkermörder müssen vor Dorfgerichte
http://www.netzeitung.de/politik/ausland/329164.html
Die Geschwindigkeit der Mörder
http://www.netzeitung.de/kultur/333894.html
«Hotel Ruanda»: Vergessenes Versagen
http://www.netzeitung.de/entertainment/movie/filmderwoche/332655.html

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